The Liquid (R)evolution.
Wie alkoholfreie Drinks die Getränkewelt verändern.
Nach Alkohol sucht man auf den Getränkekarten im "Gateway" in Brooklyn, "The Virgin Mary Bar" in Dublin oder im “Zerolig” in Berlin vergeblich. Weltweit öffnen immer mehr "Sobriety Bars" ihre Türen, in denen statt herkömmlichem Craft Beer oder edlen Weinen entalkoholisierte Kreationen serviert werden. Kurzum: Die sogenannte "Liquid Evolution" ist in vollem Gange. Welche Beweggründe dahinterstecken, wie neu der Trend wirklich ist und warum es sich lohnt, mit Konventionen zu brechen, klären wir im folgenden Artikel.
Besser, schöner, gesünder trinken - mit diesen Worten fasst Hanni Rützler den aktuellen "Liquid Evolution”-Trend zusammen. Die Food-Expertin analysiert seit mehr als 25 Jahren den Wandel unserer Esskultur und veröffentlicht alljährlich zusammen mit dem Zukunftsinstitut und der Lebensmittel Zeitung den “Food Report“, die Trendbibel der Branche.
In diesem Jahr steht das Thema Getränke darin besonders im Fokus. Ihm wurde gleich ein ganzes Kapitel gewidmet, denn die Getränkekultur und -Industrie ist im Begriff, sich neu zu erfinden.
# Über Neugier und Nüchternheit.
Auslöser dafür ist das steigende Interesse an alkoholfreien Getränkealternativen. In Fachkreisen wird diese Entwicklung oftmals als Liquid Evolution bezeichnet. Überraschend: Vor allem die junge Generation treibt den Trend voran. So ergab eine Umfrage: Je jünger die Verbraucher:innen, desto seltener greifen sie zu alkoholischen Getränken. Statt Sekt, Cocktails oder Bier
setzt die Generation Z, also diejenigen, die zwischen 1997 und 2010 zur Welt gekommen sind, auf Saft, Mocktails und Infused Water.
# Von Bewegungen und Beweggründen.
Aber wie neu Ist die neue Lust an der Nüchternheit wirklich? Tatsächlich stehen Alkohol und der Verzicht darauf schon länger im Fokus gesellschaftlicher Debatten. Maßgeblich dazu beigetragen hat britische Autorin Ruby Warrington, die 2018 mit ihrem Buch "Sober Curious” für ein neues Verhältnis zu Alkohol plädierte. In Warringtons Augen ergab es keinen Sinn, täglich Yoga zu machen und grüne Smoothies zu trinken, wenn man abends an der Bar einen Drink nach dem anderen bestellte.
Diese Sichtweise fand großen Anklang. Inspiriert von Warringtons Ratgeber bildete sich sogar eine eigene Bewegung. Die Anhänger:innen des "Sober Curious Movement" in den USA hinterfragten eigene Gewohnheiten sowie gesellschaftliche Konventionen und gaben den Konsum von Alkohol auf oder reduzierten ihn. Von dort aus schwappte die Bewegung nach Europa, wo heute vor allem in urbanen Gegenden mit exotischen, alkoholfreien Drinks auf die neue Lust an der Nüchternheit angestoßen wird. Ganz nach dem Motto: voller Geschmack bei null Promille.
Egal ob Liquid Evolution oder Sober Curiosity — im Kern geht es bei beiden Trends um die Offenheit und Neugier, fernab der traditionellen Getränkeklassiker neue Kreationen zu entdecken. Darauf reagieren auch die Getränkehersteller, insbesondere junge, engagierte Start-ups. Durch das aus Kreativität, Experimentierfreude und der nötigen Produktkenntnis entstehen so alkoholfreies Craft Beer, Cuvée aus Bergapfelsaft oder Hopfenlimonade. Die Zeiten, in denen sich die Auswahl an alkoholfreien Getränken auf Wasser oder Tee, Saftschorle oder zuckersüße Limonade beschränkte, sind definitiv passé.
# Genuss trifft auf Gesundheit.
Neben Neugier und Experimentierfreude sind auch gesundheitliche Motive ein starker Treiber der Liquid Evolution. Alkohol und dessen (Nach-)Wirkungen wie der Kater am nächsten Morgen sind schließlich eher schwer mit einem gesundheitsbewussten Lebensstil vereinbar.
Zudem stecken in Drinks oftmals viele Kalorien, aber keinerlei Nährstoffe. Die Anhänger:innen der Sober Curious Bewegung verzichten zu Gunsten der Gesundheit von Körper, Geist und Seele oftmals nicht nur auf Alkohol. Auch zugesetzter Zucker, Konservierungsmittel oder künstliche Farb- und Aromastoffe kommen vielen nicht ins Glas. Angesagt sind stattdessen biologische Zutaten aus bester Herkunft.
# It’s all about balance.
Auch wenn der Verzicht auf Alkohol gesundheitliche Vorteile haben kann - letztlich geht es bei der Liquid Evolution weniger um einen strikt gesunden Lifestyle als um Abwechslung. Entsprechend dem Grundsatz ‘Balance statt Absolutismus’ ist bewusster Konsum der Schlüssel.
Statt Verzicht als gut und Trinken als böse abzuspeichern, ist es wesentlich gesünder und förderlicher, ehrlich mit sich selbst zu sein. Das bedeutet: die Rolle von Alkohol! im eigenen Leben zu beobachten, Konventionen zu hinterfragen und letztlich das zu tun, was das eigene Wohlbefinden steigert. Schließlich soll das Leben Spaß machen und neue alkoholfreie Kreationen den eigenen geschmacklichen Horizont erweitern.
# Wie die Liquid Evolution weitergeht.
Eines ist klar: Bel der Liquid Evolution handelt es sich nicht um einen flüchtigen Trend. Schließlich existieren Bewegungen und alkoholfreie Aktionsmonate wie der „Sober October“ oder „Dry January” schon seit Jahrzehnten. In den nächsten Jahren wird die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen daher mit hoher Wahrscheinlichkeit konstant bleiben oder gar steigen.
Prognosen zufolge hat sich allein in den USA der Umsatz mit alkoholfreien oder niederprozentigen Getränken bis zu diesem Jahr um durchschnittlich 39 Prozent erhöht.
Langfristig wird sich dadurch nicht nur das Angebot im Handel, sondern die Restaurantwelt verändern. Foodpairing lautet hier das Stichwort: Künftig zeichnet sich ein gutes Restaurant dann nicht nur durch eine exquisite Weinkarte aus, sondern beispielsweise auch durch eine abgestimmte Teebegleitung zum Mehrgängemenü, so die Prognose von Expertin Hanni Rützler. Um harmonische Kombinationen und Verhältnisse sowie Geschmackstiefe herzustellen, kann auch eine Tasse Tee einzelne Komponenten in Gerichten aromatisch widerspiegeln, ergänzen oder den Gaumen zwischen den Gängen neutralisieren.
# If you never try, you'll never know!
Neugierig geworden?
Kreative, aromatische Drinks ohne Alkohol lassen sich ganz einfach auch zuhause zusammenstellen. Eisgekühlte Erfrischung verspricht etwa ein selbstgemachter Eistee. Dazu brüht man eine aromatische Tasse Tee wie HONEY ROOIBOS oder STRONG ASSAM auf und gibt Orangen- oder Apfelscheiben hinzu. Abkühlen lassen, je nach Geschmack mit etwas Apfelsaft süßen und zum Schluss mit Eiswürfeln aufpeppen - fertig.
Wer eher nach einer Cocktail-Alternative sucht, um den Tag ausklingen zu lassen, kommt ebenfalls auf seine oder ihre Kosten. Denn nicht nur Alkohol bringt die verschiedenen Aromen in Mixgetränken zur vollen Entfaltung, auch Tee sorgt als Basis für Drinks für ein stimmiges Gesamtkonzept.
Vor allem dank der großen Sortenvielfalt eröffnet sich eine ganze Welt voller abwechslungsreicher Kreationen. Wie wäre es etwa mit einem Tropical Ginger, der durch spannende Aromen überzeugt? Das Zusammenspiel der frischen Schärfe des GINGER LEMON, der Säure von Limetten und süßer, tropischer Mango weckt selbst bei niedrigen Temperaturen Sommergefühle.
Oder für alle Fans der Kombination aus Minze und Schokolade: In einem Glas Cool Darling treffen schokoladiger Tee, Minze und Vanille aufeinander. Egal, worauf die Wahl fällt, eines ist klar: Es lohnt sich, mit Konventionen zu brechen, die geschmackliche Komfortzone zu verlassen und sich neuen Getränkeerlebnissen zu öffnen.
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