Im Einklang mit der Natur.
Warum biophiles Design glücklicher und kreativer machen kann.
Wer Kontakt zur Natur hat fühlt sich wohler und ist kreativer. Diesen Effekt erreicht man nicht nur bei einem Waldspaziergang, sondern auch durch gezieltes Interior Design. Wie das funktioniert und welche weiteren Vorteile dadurch entstehen, erklären wir im folgenden Beitrag.
Bessere Gesundheit, weniger Stress und kreativere Ideen – die Natur hat unzählige Vorteile für das menschliche Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Der Grund dafür liegt unter anderem in unseren Genen: Ein Großteil der Evolution fand in der Natur statt, was uns bis heute prägt. Mittlerweile befindet sich unser „natürlicher Lebensraum“, jedoch überwiegend in der Stadt und wir verbringen etwa 90 Prozent unserer Zeit in Gebäuden. Die Folge: Eine zunehmende Entfremdung von der Natur. An diesem Punkt knüpft biophiles Design an. Dabei handelt es sich um einen Ansatz in der Architektur, der unser angeborenes Natürbedürfnis berücksichtigt und natürliche Räume schafft, in denen wir leben, arbeiten und lernen können.
Boost your creativity.
Ob am Arbeitsplatz oder zu Hause, insgesamt erzeugt biophiles Design eine lebendige Atmosphäre, in der sich Menschen wohler fühlen und neue Ideen wachsen können. Dem Human Spaces Report zufolge steigert eine naturnahe Umgebung mit Tageslicht und Pflanzen die Kreativität um 15 Prozent, die Denk- und Gedächtnisleistung sogar um bis zu 25 Prozent. Woran das liegt? Gemäß der Attention Restoration Theory ermüden unsere Gehirne von zu viel „gerichteter Aufmerksamkeit“, beispielsweise wenn wir lange auf einen Bildschirm starren. Bereits ein kurzer Blick aus dem Fenster bietet einen Ausgleich und kann die Aufmerksamkeitsspeicher wieder füllen. Für ein kreatives Umfeld eignet sich ein besonders minimalistischer Interior Style, da dieser laut einer globalen Studie in Kombination mit natürlichem Licht, Farben und Pflanzen bei der Arbeit am meisten inspiriert.
Hinter biophilem Design steckt mehr als die bloße Erkenntnis, dass Pflanzen in der Wohnung gut für uns sind. Vielmehr handelt es sich um ein holistisches, wissenschaftlich fundiertes Gesamtkonzept – Voraussetzung sind genaue Überlegungen, wie einzelne Elemente zusammenpassen und zusammenwirken. Eine isolierte Pflanze im Arbeitszimmer ist daher noch keine effektive biophile Gestaltung. Konkret empfinden wir eine Umgebung als „natürlich“, wenn sie eine gewisse vorhersehbare Ordnung, aber auch Abwechslung durch zufällige Komponenten aufweist. Diese Mischung sorgt für ein gutes Gefühl von Sicherheit, ohne dass sich unser Gehirn durch ein zu monotones Umfeld langweilt.
Natur mit allen Sinnen erleben.
Aber wie gelingt biophiles Design in der Praxis? Eine Möglichkeit ist es, Natur im Raum zu platzieren und für alle fünf Sinne erlebbar zu machen. Dafür braucht es keine komplexe Lösungen, allein Fenster können eine zentrale Rolle spielen: Diese sorgen nicht nur für natürliches Licht, sondern schärfen auch das Gefühl für natürliche Temperaturveränderungen und wechselnde Luftverhältnisse im Laufe eines Tages. Ist nicht ausreichend Tageslicht vorhanden, sollte man sich bei künstlichem Licht in Farbe und Intensität an der Natur orientieren: Bläulicheres Licht am Morgen, wärmeres und gelbliches Licht am Nachmittag. Eine weitere, einfache und naheliegende Lösung sind Pflanzen oder frische Blumen in der Wohnung oder dem Büro. Noch wirkungsvoller als vereinzelte Pflanzen wäre ein bepflanzter Gang durch den man gehen und dabei quasi mit der Natur interagieren kann. Darüber hinaus spielen auch Naturklänge oder Gerüche eine Rolle, zum Beispiel natürliche Aromen von Lavendel bis hin zu anregendem Zitrus- oder Kaffeeduft.
Can’t make it? Fake it.
Wer keinen grünen Daumen oder kein Faible für Pflanzen hat, kann die Natur auch indirekt ins eigene Zuhause holen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: angefangen bei Bildern und Tapeten mit Naturmotiven bis hin zu Formen, Mustern und Materialien, die von Natur inspiriert sind. Vor allem Farben haben eine starke Wirkung, schließlich fallen sie beim Betreten eines Raumes meist als erstes ins Auge. Dabei sind unsere Vorlieben durch Assoziationen mit der Natur geprägt: Gelbtöne beispielsweise symbolisieren Wärme und Sonnenschein und wirken dadurch fröhlicher und einladend.
Die Farbe Rot gilt dafür als besonders anregend, was bei Aufgaben, die hohe Aufmerksamkeit erfordern, von Vorteil ist. Grün- und Blautöne hingegen sorgen für ein kreatives Umfeld, in dem die Ideen leichter fließen sollen. Stephen Kellert, ein Pioneer des biophilen Designs, rät besonders zu gedämpften Erdtönen, inspiriert von Boden, Gestein und Pflanzen. Passend dazu sind Holz oder Stein bei Oberflächen das Material der Wahl – am besten mit einem regionalen Ursprung. Bei Möbeln gilt: Die Natur kennt keine geraden Linien oder harten Kanten. Dementsprechend empfiehlt sich, auf weiche Formen zu setzen, zum Beispiel mit einem ovalen Couchtisch oder geschwungenen Sesseln.
Die Natur als Vorbild.
Last but not least können über die Natur des Raumes natürliche Umgebungen nachgeahmt werden. Durch Tische mit Fensterblick, große Panoramafenster, Balkone, offene Räume oder Glaswände entsteht ein Gefühl von Weitläufigkeit. Damit wird das menschliche Bedürfnis nach Überblick befriedigt. Darüber hinaus bewegen sich Menschen gerne frei in ihrer Umgebung und entdecken Neues. In Büros kann dieser Bewegungsspielraum geschaffen werden, indem auf feste Schreibtische verzichtet wird und es verschiedene Räume gibt, zwischen denen man wechseln kann – beispielsweise für kreative Sessions, Besprechungen oder Ruhephasen.
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